Schau dich mal in deinem Wohnraum um. Kennst du die genaue Herkunft deiner Einrichtung? Wahrscheinlich hast du das noch gar nie so hinterfragt oder du wirst feststellen, dass einige deiner Möbel von einem Möbelgroßhändler stammen. Sofern du keine Second-Hand- oder Tischlermöbel bei dir Zuhause stehen hast, kann ich dir mit großer Sicherheit sagen, dass das meiste in deinem Zimmer aus Fernost kommt. Denn die meisten Möbel in unseren Haushalten stammen aus Asien oder Osteuropa. In diesen Billiglohnländern werden die Möbel zu meist menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen produziert. Denn die Massenproduktion ist nur ein Teil, aus dem sich der niedrige Preis im Handel zusammensetzt. Eine große Rolle spielt vor allem das Material und die Lohnarbeit. Niedrige Löhne, fehlende Arbeitssicherheit und minderwertige Materialien ermöglichen es den Möbelriesen, einen niedrigen Preis für uns als Endkunden anzubieten.
Doch auch wenn sich manch Großhändler mit dem Wort “Nachhaltigkeit” rühmt, steckt leider nicht viel dahinter. Denn Nachhaltigkeit ist so viel mehr als die verantwortungsbewusste Materialauswahl für Produkte. Sie umfasst Logistik, Versand, Verpackung und soziale Aspekte (wie eben leistungsgerechte Entlohnung, Gesundheit etc.).

Was hat es mit nachhaltig gekennzeichneten Produkten mit einem “FSC” Siegel auf sich?
Viele Möbel tragen ein sogenanntes FSC Siegel, das für nachhaltige Forstwirtschaft steht. Für eine nachhaltige Forstwirtschaft wird der Wald in bestimmte Gebiete eingeteilt. Jedes Jahr schlagen die Waldarbeiter Holz aus einem anderen Gebiet ab. Das hat den Grund, dass sich das abgeholzte Waldgebiet “erholen” kann und es schont die Tier und Pflanzenwelt.
Holz, das ein FSC Siegel trägt, stammt aus dieser Forstwirtschaft und ist daher nachhaltig – naja, in der Theorie jedenfalls. In der Praxis sieht es jedoch ein bisschen anders aus. Denn es gibt verschiedene Arten von FSC Siegel, darunter auch jene, die nicht zu 100% aus zertifiziertem Holz bestehen. Ein sogenanntes “FSC Mix” Siegel muss zum Beispiel nur aus mindestens 70% aus nachhaltiger Forstwirtschaft bestehen, ganz egal woher das restlich geschlagene Holz kommt. Und der Rest eines solchen Siegels wird schlichtweg ohne Wiederaufbau und meist auch leider illegal gerodet. Schaut man sich den FSC Markt genauer an, sieht man, dass das FSC Mix Siegel sogar 80% des Marktanteils ausmacht.

Bildquelle: FSC-Deutschland.de
Wieso ist der “FSC-Mix” Marktanteil so hoch?
Die klare Antwort darauf ist: weil wir als Konsumenten danach verlangen. Denn “FSC Mix” ist deutlich billiger in der Produktion und dadurch auch für uns als Endkunden. Wir fördern diese Art der Herstellung mit jedem Kauf, den wir bei einem Möbelgroßhändler tätigen. Denn hier handelt es sich nicht um Massivholzmöbel, sondern um Möbel aus Pressspanplatten, die mit einer Kunststoffbeschichtung überzogen sind.
Wie wird eine Spanplatte hergestellt, die für Billigmöbel verwendet wird?
Eine Spanplatte besteht aus gepressten Holzspänen. Damit diese zusammen halten werden sie mit einem Bindemittel verklebt. Doch diese Verarbeitung ist nicht ganz unbedenklich, denn das Bindemittel enthält meist Formaldehyd. Dieses “Gift” wird durch die Anschaffung solcher Möbel schlussendlich in unserem Wohnraum freigesetzt und belastet so die Raumluft.
Fast alle Billigmöbel bestehen aus diesen Spanplatten, denn es ist ein kostengünstiger Werkstoff, der zudem dafür sorgt, dass die Möbel leicht zu transportieren sind. Leider ist dieses Material weder langlebig noch schadstofffrei. Eine Entsorgung so eines Möbelstücks müsste also zum Sondermüll, denn dass bei einer Verbrennung dieses Möbels Schadstoffe freigesetzt werden, liegt auf der Hand.
Was kann ich aktiv beim Möbelkonsum ändern?
Mir ist bewusst, dass die Anschaffung neuer Möbel auch eine Frage des Budgets ist. Nicht jeder kann sich hochwertige und nachhaltige Möbel leisten. Trotzdem sollte man sich beim Kauf neuer Möbel, den Kreislauf des Produktes bewusst machen – den Weg von der Herstellung bis zur Entsorgung kritisch hinterfragen. Billigmöbel schonen nur für eine kurze Zeit die Geldbörse und schaden uns und unserer Umwelt im Endeffekt enorm. Hochwertige Massivholzmöbel von lokalen Kleinhändlern hingegen, sind Begleiter fürs Leben. Sie haben keine Weltreise hinter sich und sind nicht mit Schadstoffen behandelt worden. Letzteres sollte für die Kinderzimmer Einrichtung ein wesentlicher Punkt sein, denn Kinder erkunden ihre Welt gerne mit allen Sinnen. Bei hochwertigen Massivholzmöbel kann man sicher sein, dass die Kinder keine Schadstoffe durch den Mund aufnehmen, wenn sie ihre Welt durch Lecken oder Beissen erkunden.
Eine andere Option ist der Kauf von Second Hand Möbel oder man haucht den alten Möbel ein neues Leben ein, indem man sie, wenn möglich, reparieren lässt und neu polstert/lackiert.
Buy it slow
Lasst uns doch wieder achtsamer mit Möbel umgehen, damit tun wir uns nicht nur selbst, sondern auch unserer ‘next generation’ etwas Gutes.
Wir sind stolz darauf, sagen zu können, dass unsere Produkte regional handgefertigt werden. Für unsere Kindermöbel und Holzfiguren verarbeiten wir ausschließlich Massivholz und bearbeiten diese mit schadstofffreien, spielzeugsicher zertifizierten Lacken.

Foto: Markus Raffeis
In diesem Sinne danke ich dir, dass du dir Zeit zum Lesen genommen hast 🙂
Alles Liebe,
Lisa
P.S.: Du willst mehr über das Thema Produktion von Billigmöbel erfahren? Hier habe ich ein paar Links und spannende Doku Filme rund über die Billig-Möbelproduktion für dich gesammelt:
ZDF Dokumentation / Fast-Furniture: https://tinyurl.com/yxkdnc2u
Netflix-Dokumentation / Ikea Produktion: https://tinyurl.com/y5uadbuy
FSC Siegel: https://www.fsc-deutschland.de/